Erschienen in „Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift“, 2023; 2
Der DOLDIGE MILCHSTERN (Ornithogalum umbellatum) ist unter vielen Namen
bekannt und Bestandteil der Bachblüten-Notfalltropfen
Die systematische Einordnung der Gattung Ornithogalum hat öfter gewechselt. Früher war sie den Liliengewächsen zugeordnet, heute gehört sie zu den Spargelgewächsen (Asparagaceae). Die Gattung Ornithogalum umfasst weltweit bis zu 300 Arten und wurde botanisch in viele Untergattungen gegliedert.
Eine illustre Verwandtschaft
Wenn wir den Doldigen Milchstern zusammen mit anderen Angehörigen der Spargelartigen und der Lilienartigen betrachten, fällt auf, wie viele Mitglieder dieser beiden Pflanzenordnungen gerade im Frühjahr in der Natur zu finden sind. Da sind nicht nur die Krokusse (etwa Crocus albiflorus), die zu den Schwertliliengewächsen gehören und als Erste sofort nach der Schneeschmelze auf den Bergwiesen erblühen. Weiter unten im Tal folgt ihnen der Bärlauch (Allium ursinum), ein Amaryllisgewächs, mit seinem Knoblauchduft. Und auch das Salomonssiegel (Polygonatum officinale) entfaltet seine Blüten. Der Blaustern (Scilla bifolia) und das Maiglöckchen (Convallaria majalis) lassen nicht lange auf sich warten. Die Einbeere (Paris quadrifolia) aus der Familie der Germergewächse und die Zweiblättrige Schattenblume (Maianthemum bifolium) gehören ebenfalls zu den Frühjahrsblühern. Mitten im Mai entfaltet dann der Doldige Milchstern (Ornithogalum umbellatum) seine Blüten. Er kann regelrechte Blütendecken bilden.
Klingende Namen
Der Doldige Milchstern wird aufgrund seiner grün-weißen Blüten auch Morgenstern oder Stern von Bethlehem genannt. Die milchig weiße Blüte steht Pate für den deutschen und den botanischen Namen. „Ornithogalum“ leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bedeutet Vogelmilch – ein Fantasiename, denn Vögel bilden keine Milch, und sie trinken auch keine. Das Weiß der Blüten vermittelt das unschuldige Aussehen von besonders frischer und feiner Milch, an der selbst zarte Vögel sich laben könnten. Und „umbellatum“ geht zurück auf das lateinische Wort für Dolde oder Schirm. Wir hören hier „umbrella“ mitschwingen und denken an den auf den ersten Blick doldenartigen Blütenstand, der wie ein locker aufgespannter Schirm mit 5 bis 12 Einzelblüten das Ende des ca. 15 cm hohen Stängels ziert. Bei Sonnenschein blühen in dieser Scheindolde bis zu 15 Blüten voll auf und breiten ihre jeweils 6 Blütenblätter sternförmig aus. Wenn die Sonne scheint und der Himmel blau ist, öffnen sich die Blüten zwischen 11 und 15 Uhr – und diese Pünktlichkeit verlieh der Pflanze in Frankreich den Namen „Elfuhrblume“ oder „Dame d’onze heures“. Am Abend oder bei trübem Wetter schließen sich die Blüten wieder.
Die Pflanze wird auch „Gärtnertod“ oder „Gärtnerschreck“ genannt, nicht – wie man vermuten könnte – wegen der leichten Giftigkeit ihrer Zwiebeln, sondern weil sie als Schnittblume in der Vase so lange haltbar ist, dass kein Gärtner von ihrem Verkauf leben könnte.
Blätter mit Regenrinnen, Blüten in Weiß-Grün und Samen mit Fettpölsterchen
Wenn ab April und Mai die Tage allmählich wärmer werden, ist die Zeit des Doldigen Milchsternes gekommen. Auf trockenen Äckern und Wiesen und besonders gern in den Weinbergen kann der Spaziergänger ganze Felder davon entdecken. Er liebt lehmige Böden. Nach seinem Lieblingswachstumsort heißt er im Weinanbaugebiet der Pfalz auch „Weinbergstern“.
Die Pflanze kann bis zu 10–25 cm hoch werden. Ihre 6 grünen Laubblätter sind in einem tiefen Grün gehalten, lanzettlich, 2–6 mm breit, und sie erinnern an Gräser. Sie entspringen gemeinsam einer Zwiebel und schmücken sich mit einem hellen Streifen in ihrer Mitte. Diese Blätter funktionieren wie kleine Regenrinnen, die durch ihre leicht gebogene Form das Regenwasser direkt zu den Wurzeln leiten. Sobald die Pflanze ihre Blüten öffnet, werden die grünen Blätter länger, beginnen zu welken und fallen schließlich ab. Erst dann blühen die Milchsterne voll auf und zeigen ihre strahlend weißen, 6-zähligen Sternchenblüten.
Aus der Mitte jeder Blüte ragt – nur für kurze Zeit – eine weitere winzig kleine Blüte hervor, die ebenfalls 6 weiße Blätter entfaltet. In ihrer Mitte sitzt ein meist 6-zähliger oberständiger Fruchtknoten mit Griffel und Narbe. An jeder der weißen Blütenspitzen sitzen die Staubblätter, die aussehen, als seien sie gerade mit einer Mini-Sahnespritze dorthin getüpfelt worden.
Der Doldige Milchstern kann sich auf zweierlei Weise vermehren: Entweder bildet er unterirdisch Tochterzwiebeln oder er verteilt über der Erde seine Samen, die sich in Kapselfrüchten nach der Blüte bilden. Ameisen lieben diese Samen, nähren sich an ihren Fettpölsterchen und verschleppen sie in die Umgebung.
Kraft aus der Zwiebel
Der Doldige Milchstern wächst aus einer Zwiebel heraus. Ursprünglich ist er im östlichen Mittelmeergebiet zu Hause. Er hat sich aber auch nördlich der Alpen ausgebreitet und ist dort zu einer beliebten Gartenpflanze geworden, weil er sehr pflegeleicht und robust ist. Besonders häufig findet man ihn im Nahen Osten. Dort konnte man seine kugeligen Zwiebeln unter dem Namen „Taubendung“ auf den Bazaren kaufen. Sie wurden auf offenem Feuer geröstet und galten als Delikatesse – so ähnlich wie bei uns die Esskastanien. Offensichtlich waren die dort im warmen Südosten gewachsenen Zwiebeln nicht mehr so giftig wie bei uns. Und die weiße Taube, die mit diesem Namen geehrt wurde, ist im Nahen Osten ein uraltes beliebtes Symbol der dort heimischen Muttergöttinnen. Sie begleitete Ischtar, Astarte oder Venus. Und später auch Maria. Nach und nach wurde die weiße Taube zum Friedenssymbol weltweit.
Die englische Bezeichnung „Star of Bethlehem“ – Stern von Bethlehem – nimmt auf die symbolträchtige Herkunft der Pflanze Bezug. Sowohl die Blüte des Sterns von Bethlehem, der ja früher zu den Liliengewächsen gezählt wurde, als auch andere weiße Lilienblüten galten seit Urzeiten als Symbole für Reinheit, Unschuld und Jungfräulichkeit. Eine christliche Legende erzählt, dass Maria jene Krippe, in die sie später das Jesuskind bettete, mit Gräsern und Kräutern auslegte. Auch der Doldige Milchstern sei mit dabei gewesen. Er habe sogar einen Blütenkranz um das Haupt des himmlischen Kindes wachsen lassen.
Die Blüte als 6-zackiger Stern
Ein 6-zackiger Stern entsteht immer dann, wenn 2 gleichseitige Dreiecke sich mit ihren Spitzen einander nähern, berühren und sanft ineinander übergehen. Dieses alte Symbol versinnbildlicht das wechselseitige Durchdringen von Himmel und Erde, von Göttlichem und Materie. Das eine Dreieck ist mit seiner Basis auf der Erde verwurzelt und zeigt mit seiner Spitze Richtung Himmel. Das 2. Dreieck hat seine Basis im Himmel, senkt sich mit seiner Spitze Richtung Erde und bringt Inspiration, himmlische Freuden und Erkenntnisse mit. So sind in der 6-zähligen Blüte des Milchsterns Erde und Himmel mit ihren heilenden Kräften vereint. Und es fällt nicht schwer, an den großen 6-zackigen Kometen zu denken, der in der Nacht von Christi Geburt den Hirten den Weg zu der Krippe in Bethlehem wies – und der dann später Namenspate für diese besondere Blüte wurde.
Vielfältige Einsatzgebiete
In der rationalen Phytotherapie wird der Doldige Milchstern wohl wegen seiner leichten Giftigkeit nicht verwendet, obwohl die Pflanze besonders zur Zeit der Blüte in der Zwiebel herzwirksame Glykoside enthält. Die Cardenolide Convallatoxin und Convallosid wirken stark auf das Herz. Außerdem sind Saponine und Schleimstoffe enthalten. Vor allem bei Tieren und Kindern kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen.
Wolf-Dieter Storl berichtet davon, dass an der Westküste der USA eine nordamerikanische Art des Ornithogalum (O. divaricatum) gibt, in der so viele Saponine enthalten sind, dass die Indigenen sie „Seifenwurzel“ (Soap Root) nannten und wie Seife zum Waschen gebrauchten. Und in Südafrika gibt es einen Milchstern (O. capense) voller Saponine, der zu Abtreibungen verwendet wurde.
Die äußerliche Anwendung ist nicht bedenklich. Dem Doldigen Milchstern wird nachgesagt, er solle den Haarwuchs fördern und auf das Haar kräftigend wirken.
In der Homöopathie wird aus der frischen Zwiebel oder aus den frischen Blättern eine 10%ige Urtinktur hergestellt.
Ornithogalum ist ein ausgesprochenes Magenmittel, das bei chronischer Verhärtung des Magens und des Bauches angewendet wird und bei Beschwerden hilfreich ist, die durch schlimme Erlebnisse ausgelöst wurden. Die Magenbeschwerden sind oft begleitet von Niedergeschlagenheit, Depression und Entkräftung.
Homöopathische Zubereitungen aus Ornithogalum gelten als Mittel gegen Mutlosigkeit und Erschöpfung. Sie werden auch zur Begleitung verschiedener Krebserkrankungen im Magen-Darm-Trakt verordnet.
In der Spagyrik wird eine Zubereitung aus der Zwiebel außerdem bei Herzschwäche verwendet.
In der Homöopathie wird aus der frischen Zwiebel oder aus den frischen Blättern eine Urtinktur hergestellt. Sie wird wegen der Giftigkeit nicht so verwendet, sondern weiterverarbeitet, d.h. potenziert. Ornithogalum umbellatum gibt es ab der Potenz D10.
Die Essenz aus der Blüte
Über die Blütenessenz Star of Bethlehem schrieb Dr. Edward Bach: „Für diejenigen, die unter Mutlosigkeit und Verzweiflung leiden.“ Und: „Für jene, die in großer Bedrängnis oder in Umständen sind, die sie sehr unglücklich machen. Dazu gehören Schockzustände, wie sie oft entstehen, wenn schwerwiegende Nachrichten überbracht werden; beim Verlust eines lieben Menschen, durch den Schrecken nach einem Unfall und dergleichen mehr. Aber auch allen jenen, die sich über längere Zeit nicht trösten lassen wollen, bringt dieses Heilmittel Hilfe.“ [1] „Seelentröster“ und „Schmerzensbesänftiger“ nannte Dr. Bach liebevoll die Milchsternessenz.
Ein Universalmittel, das erleichtert und Vertrauen weckt
Es ist eine Blütenessenz, die den Menschen dabei hilft, alte oder neue, körperliche oder seelische Schocks zu überwinden. Schockerlebnisse haben eine tiefgreifende Wirkung auf den Körper und können Ursache vieler Krankheiten sein, deren Ursprung zunächst unbekannt ist. Star of Bethlehem ist das Universalmittel für alle Formen von Schock, sowohl physischem oder auch psychischem, auch wenn sie schon weit zurück in der Vergangenheit liegen, vielleicht sogar in der frühen Kindheit. Dabei muss die Bedrohung nicht unbedingt direkt die eigene Person betreffen, sondern kann auch bei anderen beobachtet und erlebt worden sein (etwa als Zeuge eines Unfalls oder einer Gewalttat).
Im Schockzustand zu sein bedeutet, nur mit reduzierten Kräften zu leben und sich vom Leben und den Geschehnissen so weit zurückzuziehen, dass man sie gar nicht mehr wahrnimmt und den Schmerz nicht mehr spürt. Viele Menschen können dabei keinen Trost annehmen. Wir nennen das heute posttraumatische Belastungsstörung.
Manchen Frauen erleichtert die Essenz eine schmerzhafte Menstruation. Bei einer Geburt nimmt sie der Mutter die Angst davor, auch dann, wenn sie vorher schon schlechte Erfahrung gemacht hat. Dem Badewasser zugesetzt hilft Star of Bethlehem den Neugeborenen, einen Geburtsschock zu überwinden. Die Essenz hilft auch dabei, Krisen aller Art besser durchstehen zu können.
Die Blütenessenz Star of Bethlehem löst auch alte Energieblockaden und bringt die Betroffenen wieder in die Gegenwart und ins Leben zurück. Sie hilft dabei, die Botschaft der Ereignisse zu verstehen, regt die Selbstheilungsmechanismen an und richtet den Blick vertrauensvoll auf die Zukunft. Sie schenkt neue Lebendigkeit und unterstützt dabei, das Unmögliche für möglich zu halten, das Undenkbare zu denken und auch Wirklichkeit werden zu lassen.
Sie stärkt die Resilienz, jene wichtige Fähigkeit an widrigen Umständen nicht zu zerbrechen, sondern daran noch zu erstarken.
Star of Bethlehem bringt die Zuversicht auf eine gute Zukunft und die Fähigkeit, Stress als etwas Stärkendes anzusehen. Sie führt die Menschen zu dem Vertrauen, dass sie mehr können, als sie sich gedacht haben.
Die Herausforderungen unserer Zeit trainieren die Resilienz und Star of Bethlehem hilft dabei, sich selbst und dem Leben zu vertrauen.
Diese Affirmation könnte dabei helfen: Ich habe die Kraft, Erlebnisse zu bewältigen und mich selbst zu heilen.
Weltweit bekannte Notfallmischung
Star of Bethlehem ist auch ein wichtiger Bestandteil der Bachblüten-Notfalltropfen, die in schwierigen Situationen Mut und Trost spenden. Sie helfen bei allen – auch sehr subjektiv empfundenen – Notsituationen. Neben Star of Bethlehem sind darin enthalten die Blütenessenzen von
• Rock Rose, Gelbes Sonnenröschen – bei Panik, für Zuversicht
• Impatiens – Drüsentragendes Springkraut – für Geduld
• Cherry Plum – Kirschpflaume – für Gelassenheit, inneres Gleichgewicht
• Clematis – Weiße Waldrebe – in der Gegenwart sein