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Amaterasu – Japanische Göttin der Sonne

Amaterasu

(Collage Amaterasu von Helga Emmering-Christ)

Ihr Bruder Susanowo, Gott des Meeres und der Stürme, war neidisch und missgünstig, dass sie mehr Macht besaß als er. Er zertrampelte ihre frisch gepflanzten Reisfelder im Himmel, hinterließ seine Fäkalien im Inneren ihres Tempels und beleidigte ihre Priesterinnen. Das erboste die Göttin Amaterasu so sehr, dass sie sich in eine Höhle zurückzog und sich weigert, jemals wieder herauszukommen. Auf der Erde wurde es dunkel, kalt und unwirtlich. Nichts konnte mehr wachsen, es herrschte endlose Nacht, Chaos machte sich breit. Die Menschen riefen die Götter um Hilfe an. Alle achthundert Gottheiten versuchten gemeinsam, die Sonnengöttin wieder aus ihrer Höhle herauszulocken. Ohne Erfolg. Schließlich hatte ihr göttlicher Vater eine zündende Idee: er nahm sechs riesige Bögen, band sie auf ganz besondere Art zusammen und erschuf so die erste Harfe. Darauf spielte er lauter wunderschöne Melodien. Von dieser Musik angelockt erschien die Göttin des Frohsinns und des Tanzes, Ameno Uzume. Hingerissen von der Harfenmusik begann sie auf einem umgedrehten Waschzuber zu tanzen. Ihre Füße schlugen einen wilden Trommelrhythmus. Sie scherzte, hob ihren Kimono, warf ihre Kleider von sich und spielte so mit ihrem Körper, dass die Götter lauthals lachten und sich johlend in die Hände klatschten. Sie wurden immer ausgelassener. Amaterasu in ihrer Höhle wurde neugierig und wollte sehen, was da draußen vor sich ging. Nur ein klitzekleines bisschen wollte sie aus ihrer Höhle herausschauen – doch genau in diesem Moment erstrahlte die ganze Welt wieder im Licht. Die listigen Götter hatten nämlich zuvor vor den Höhleneingang Bronzespiegel aufgestellt. Fasziniert von ihrem eigenen Leuchten, das sie nie zuvor so gespiegelt gesehen hatte, entschloss sich die Göttin, auf die Erde zurückzukehren. Die Sonne wurde für alle wieder sicht- und spürbar, Blumen und Pflanzen begannen zu wachsen, das Leben wurde wieder neu und bunt. Die Götter waren erleichtert und beschlossen, fortan Gesang, Tanz und Gelächter zu pflegen, damit die Sonnengöttin nie mehr in ihre Höhle zurückkehrte.

Arnikawiese

Botschaft der Amaterasu

Damals, als mein Bruder mich so beleidigt hatte, wollte ich nicht mehr leben, nicht mehr scheinen, nicht mehr sein. Alles tat weh, die Höhle war der einzige Ort, wo ich meinen Schmerz aushalten konnte. Zum Glück kam Ameno-Uzume und hat alle zum Lachen gebracht. Wie ansteckend Lachen sein kann, hab ich da erst gemerkt. Noch mit Tränen in den Augen wollte ich sehen, was sie denn da bloss anstellt – und habe nur ein bisschen um die Ecke gelinst. Die Geschichte sagt, es seien die Spiegel gewesen, die in diesem Augenblick die Erde erleuchteten, aber in Wirklichkeit war es mein Erkennen: Ameno Uzume hat mir die Quelle ihrer Kraft gezeigt. Und mich an meine erinnert. Sie hat mich daran erinnert, dass es das fröhliche Spiel mit der Liebe ist, das das Leben in die Welt bringt. Voller Liebe ist auch das Lachen, das tief aus dem Bauch kommt und uns so richtig schüttelt. Es macht Mut und zeigt, dass jeder Schmerz überwunden werden kann. Humor ist eine heilende Kraft, Sexualität eine Quelle der Lebensfreude. Lasst uns gemeinsam scherzen und lachen über das, was wir so alles durchmachen. Lasst uns von dem erzählen, was uns berührt. Lasst uns tanzen – und die heilende Freude spüren. Als Göttin und als Frau.

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