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Gewürze bei Hildegard von Bingen

Zimt

Ingwer, Galgant, Bertram und viele andere Gewürze spielen in den Rezepten der Äbtissin Hildegard von Bingen eine große Rolle. Offensichtlich bestanden auch vor 900 Jahren schon aktive Handelsverbindungen bis ins ferne Südostasien, der Heimat all dieser Gewürze. Meist sind es getrocknete Wurzeln oder Samen von Pflanzen, die nach ihrer langen Reise in den Klöstern zu Medizin verarbeitet wurden. Vor der Verarbeitung wurden sie pulverisiert und einfach auf das Brot, in die Suppe oder in den Tee gestreut. Häufig verordnete die Äbtissin auch „Küchlein“.

Die Gewürzpulver wurden einfach in einen Teig aus Dinkel-, Weizen- oder Bohnenmehl zusammen mit Wasser oder Pflanzensäften eingeknetet. Aus dem Teig formte man eine Rolle, schnitt sie in Scheiben und trocknete diese in der Sonne oder im Ofen. Meistens aßen die Kranken ein Küchlein morgens auf nüchternen Magen oder jeweils zu den Mahlzeiten. Manchmal zerbröselten sie sie auch einfach in einem Glas Wein.

Ingwer Zingiber officinalis – ist ein Tausendsassa unter den Gewürzen. Er regt die Verdauung und den ganzen Stoffwechsel an und bringt die Wärme in den Körper.  

Galgant Alpinia officinarum – wird auch „milder Ingwer“ genannt. Hildegard von Bingen verordnete ihn bei Fieber, schwachem Herzen und Atemwegserkrankungen, gegen „üble Säfte“ und „Schleim in Nase und Rachen“.

BertramAnacyclus pyrethrum – die Pflanze sieht so ähnlich aus wie die Kamille und ist im Mittelmeergebiet zu Hause. Das Pulver der Wurzel hilft „gegen viel Schleim im Kopf“. Es ist ein Stärkungsmittel für Gesunde und Kranke, fördert die Verdauung, reinigt die Säfte, hilft bei Lungen-, Herz- und Magenproblemen. 

Muskatnuss – Myristica fragans – diente bei Hildegard zur Steigerung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens. Sie „öffnet das Herz, reinigt die Sinne und bereitet einen guten Verstand“.

Rezept für ein Galgant-Pulver: Galgant 5g, Fenchelfrüchte 5g, Muskatnuss 5g, Bertramwurzel 10g. Zu feinem Pulver zerstoßen und vermischen. 3-4g davon täglich auf nüchternen Magen mit einem Bissen Brot verzehren – oder in Suppe oder Gemüse geben. Das hilft bei starker Verschleimung der Atemwege und rauer Stimme, begleitet von schlechtem Geschmack im Mund.  

Gewürzenelken
Gewürzenelken

Gewürznelken Syzygium aromaticum. „Und wenn jemand Kopfschmerzen hat, so dass ihm der Kopf brummt, wie wenn er taub wäre, esse er oft Nelken, und das mindert das Brummen, das in seinem Kopf ist.“ So lautete der 900 Jahre alte Rat von Hildegard von Bingen. Das Aroma der Gewürznelken belebt bei geistiger Erschöpfung und klärt die Gedanken. Und es hilft dem Gedächtnis auf die Sprünge.

ZimtCinnamomum ceylanicum – fördert laut Hildegard den Stoffwechsel und lindert – in warmem Wein – gichtartige Schmerzen.

Rezept Zimt-Wein: 1-2 Zimtstangen, 10-15 Gewürznelken. Die Gewürze fein mahlen und je 1 gestrichenen TL in ein Glas (0,2 L) Rotwein geben. Leicht erwärmen – das fördert die Wirkung. Täglich zu einer Mahlzeit 1 Glas trinken.

Zimt
Zimt

Rezept Hildegards Energiekekse: „Die Kekse schaffen einen fröhlichen Sinn, frohen Mut, ein glückliches Herz und stärken die Nerven. Sie dämpfen alle Trübsal des Herzens und des Geistes und mindern die schädlichen Stoffe im Menschen.“

Aus 400g Dinkelmehl, 250g Butter, 150g braunem Zucker, 2 Eiern, 200g gehackten Mandeln, 20g Muskatpulver, 20g Zimtpulver, 10g Nelkenpulver, 1 Prise Salz und Wasser einen Mürbteig bereiten, daraus 2 Rollen formen, kalt stellen, in Scheiben schneiden. 15-20 Minuten bei 180°C backen. Nicht mehr als 6 Kekse am Tag essen.