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Hirtentäschelkraut und Scharbockskraut

Scharbockskraut im Frühling

Hirtentäschelkraut (Capsella bursa pastoris)

Hirtentäschel
Hirtentäschel

Am Hirtentäschelkraut (Capsella bursa pastoris) sind Sie ganz sicher schon vorbeigelaufen und mögen es für Unkraut gehalten haben, denn das bescheidene Pflänzchen wächst an unspektakulären Plätzen, selbst zwischen Pflastersteinen. Und doch ist es eine anerkannte Heilpflanze mit erstaunlichen Fähigkeiten. Es wächst, blüht und trägt Früchte (fast) das ganze Jahr über, die in Miniformat so aussehen wie die Taschen von Hirten in früherer Zeit – sowohl der deutshe als auch der botanische Name erzählen davon. Vielleicht erinnern Sie sich daran, als Kind diese Früchte gegessen zu haben, die wie kleine Nüsse aussehen und auch so ähnlich schmecken? Wenn Sie sie während eines Spazierganges sammeln, haben Sie gleich den Belag für ein nährendes Butterbrot unterwegs.

Tipps zum Ernten und Vorräte anlegen: Hirtentäschelkraut können Sie leicht selbst ernten. Es ist ein sogenanntes „Hungergewächs“, denn es gedeiht überall, auch auf mageren Böden, lediglich sonnig sollte das Plätzchen sein. Ernten Sie Hirtentäschelkraut möglichst in der Zeit von Ende April bis Anfang Juli, dann sind die Inhaltsstoffe am wirkkräftigsten. Zupfen Sie es mit der Wurzel aus, klopfen die Erde ab und hängen es gebündelt an einem schattigen Platz auf. Verbrauchen Sie Ihre Vorräte innerhalb von 3 Monaten, denn danach zersetzen sich die Inhaltsstoffe und werden unwirksam.

Hirtentäschelkraut zur Blutstillung: Eine bemerkenswerte Eigenschaft des Hirtentäschelkrauts ist die Fähigkeit Blutungen zu stillen. Das bewirkt die Kombination der Inhaltsstoffe: biogene Amine (wie Acetylcholin und Tyramin), Flavonoide, Gerbstoffe, Kalium und Kalzium.
Dies wird zum Beispiel in der Frauenheilkunde genutzt. Hirtentäscheltee wird empfohlen bei zu starken, zu häufigen und zu langen Menstruationsblutungen, nach Geburten zur Unterstützung der Rückbildung der Gebärmutter sowie bei Endometriose.
Rezept und Anwendung: Bei starken Menstruationsblutungen sollten Sie bereits 8 bis 10 Tage vor Eintritt der Periode bis zu 4 mal täglich 1 Tasse Hirtentäscheltee trinken. Überbrühen Sie pro Tasse 1 gehäuften Teelöffel des Krauts mit Blättern, Wurzeln und Blüten.

Hinweis: Um die blutstillende, gefäßverengende und gefäßverdichtende Wirkung zu erzielen, muss Hirtentäschelkraut mit Wurzeln, Blättern und Blüten verwendet werden. Das getrocknete Kraut erhalten Sie in der Apotheke, das frische Kraut können Sie selbst ernten.

Tee gegen Nasenbluten: Wenn Sie Nasenbluten stillen müssen, hilft ein starker (!) Tee aus Hirtentäschelkraut.
Rezept und Anwendung: 2 Teelöffel getrocknetes oder 4 Teelöffel frisches Hirtentäschelkraut mit ¼ Liter Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, absieben.
Einen Wattebausch damit tränken und in das betroffene Nasenloch stopfen.
Wer häufiger unter Nasenbluten leidet, sollte regelmäßig 2 Tassen täglich von diesem Tee trinken.

Bei Verletzungen – Bei kleineren Verletzungen auf der Haut stillt ein Breiumschlag aus Hirtentäschelkraut die Blutung.
Rezept und Anwendung: Dazu müssen die Zellen des Hirtentäschelkrauts geöffnet werden, damit der Pflanzensaft austreten kann. Das können sie unterwegs machen, indem Sie das Kraut zwischen den Fingern verreiben.
Zuhause können Sie einen Mörser nehmen oder – für größere Mengen – auch den Mixer. Den Pflanzen-Brei legen Sie auf die Wunde und fixieren ihn mit einer Mullbinde oder einem Baumwolltaschentuch. Alternativ können Sie Kompressen auflegen, die Sie in kräftigem Hirtentäscheltee getränkt haben. (Rezept siehe oben).

Bäder bei Hämorrhoiden – Auch bei Hämorrhoiden zeigen Sitzbäder und Waschungen mit Hirtentäschelkraut gute Erfolge.
Rezept und Anwendung: Für ein Sitzbad nehmen Sie 100 Gramm frisches oder 50 Gramm getrocknetes Hirtentäschelkraut, übergießen es mit 1 Liter kochendem Wasser, lassen es zugedeckt 15 Minuten ziehen und geben es dann in die schon mit warmem Wasser gefüllte Sitzbadewanne.

Hirtentäschel für Herz und Blutdruck – Besonders bei älteren Menschen wirkt ein Tee aus Hirtentäschelkraut ausgleichend und regulierend bei schwachem Herz und Blutdruckschwankungen. Es gleicht sowohl leicht erhöhten als auch leicht erniedrigten Blutdruck aus.
Rezept und Anwendung: 2 Teelöffel getrocknetes oder 4 Teelöffel frisches Hirtentäschelkraut mit ¼ Liter Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, absieben. Trinken Sie 2 Tassen täglich, solange, bis sich der Blutdruck normalisiert hat.

Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)

Scharbockskraut
Scharbockskraut

Ein anderes Kraut, das im Frühjahr gedeiht, ist das Scharbockskraut, botanisch Ranunculus ficaria. Ranunculus ist die lateinische Verkleinerungsform von Rana (Frosch) und spielt auf die Vorliebe dieser Pflanze für feuchte Böden und Standorte in Nähe von Gewässern an. Scharbock ist ein alter Name für Skorbut, eine Vitamin C-Mangelkrankheit, die besonders nach langen, kalten Wintern auftrat. Scharbockskraut war das Gegen-Mittel in der Volksheilkunde, denn seine Blätter sind die erste Quelle im Jahr für viel natürliches Vitamin C. Das Scharbockskraut speichert in seinen kleinen, dicken, fleischigen Wurzelknollen soviel Reservestoffe, dass es an den ersten warmen Tagen nach dem Winter sofort die kleinen Blätter austreibt. Diese Wurzelknöllchen sehen ein bisschen aus wie Feigwarzen, daher der alte Name „Feigwurzel“, botanisch „ficaria“. Die herzförmigen Blätter glänzen in einem satten, saftigen Grün, als wäre jedes Blatt einzeln sorgfältig lackiert.

Die jungen, zarten Blätter können Sie gut mit einer Schere abschneiden und dann roh essen, z.B. wenn Sie sie in einen bunten Frühlingssalat mischen – darauf verweisen auch alte Volksnamen für Scharbockskraut wie „Frühsalat“ und „Pfennigsalat“. Die Blätter schmecken frisch und würzig scharf. Diese Scharfstoffe bringen den Stoffwechsel auf Trab. In Kombination mit vielen Mineralstoffen und Vitamin C reinigen sie das Blut und vertreiben die Frühjahrsmüdigkeit.

Blutreinigungs-Kur – Für eine Blutreinigungs-Kur im Frühjahr ist Scharbockskraut wunderbar geeignet. Pro Person etwa 1 Hand voll einer Mischung von grünen Frühlingskräutern wie Brennnessel, Scharfgarbe, Giersch, Löwenzahn, Labkraut, Spitzwegerich, Vogelmiere, Gundelrebe und Scharbockskraut im Salat, Soßen, Suppen, in Kräuterquark oder als Tee etwa 4 Wochen lang genossen, bringt neuen Schwung und Vitalität in den Körper und reinigt das Blut.

Grüner Krafttrunk – Wer reichlich Scharbockskraut im Garten findet oder eine ergiebige Sammelstelle in der Natur kennt, sollte sich einen grünen Krafttrunk daraus herstellen: Geben Sie 2 Teelöffel frische Scharbockskrautblättchen mit etwa 100 ml Wasser zusammen in einen Mixer oder pürieren es mit dem Pürierstab gründlich. Die zu groben Bestandteile können Sie absieben und zur Geschmacksverfeinerung noch zu gleichen Teilen frische Milch dazu geben. Genießen Sie diesen Saft löffelweise, speicheln ihn gut ein – und Frühlingskräfte werden wach! Hinweis: Nicht übertreiben!

Wenn in der frischen Pflanze auch nur wenig Scharfstoffe enthalten sind, so sollten Sie doch nicht mehr als eine Hand voll pro Portion und Person von diesen Blättern zu sich nehmen. Bei Menschen mit empfindlichen Schleimhäuten könnten die Scharfstoffe in größeren Mengen Magen-, Darm- und Nierenreizungen hervor rufen. Der Scharfstoff der Hahnenfussgewächse, das Protoanemonin, bildet sich in geringer Menge aber erst in allen Pflanzenteilen, wenn das Scharbockskraut anfängt zu blühen.
Tipp: Wenn Sie Blätter oder Blütenknospen nur von den Pflänzchen sammeln, die noch nicht blühen, können Sie sie bedenkenlos verwenden. Sie können die Blätter vom Scharbockskraut auch sammeln und trocknen. Beim Trocknen gehen die Scharfstoffe verloren und werden unschädlich – das bedeutet Teegenuss ohne Reue!

Scharbockskraut-Tee von Innen und Außen für gesunde Haut – 3 Teelöffel frisches oder 2 Teelöffel getrocknetes Scharbockskraut werden mit ¼ Liter Wasser übergossen, zum Sieden erhitzt und dann abgegossen. Diesen Tee können Sie gegen Hautunreinheiten schluckweise über den Tag verteilt trinken. Das reinigt und regt den Hautstoffwechsel von innen an.

Unreine Hautpartien können Sie auch äußerlich mit diesem Tee waschen oder Kompressen mit warmem Tee tränken und auflegen. Es sind die im Scharbockskraut enthaltenen Seifenstoffe (Saponine) und das Vitamin C, die die Haut reinigen und stärken und den Hautstoffwechsel anregen.