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Kümmel – Gewürzpflanze und Heilpflanze seit Jahrtausenden

Wiesenkümmel Samen


Kümmel ist vermutlich das älteste Gewürz der Welt. Schon in der Jungsteinzeit wurde Kümmel als Gewürz genutzt. Dies belegen Funde in den Grabkammern der Pharaonen und bei Ausgrabungen europäischer Pfahlbauten aus der Stein- und Bronzezeit von vor etwa 5000 Jahren. Später, im Mittelalter, war es üblich, bei großen Festessen „Kümmel in Zucker“ zum Abschluss zu reichen – damit die Blähungen nicht zu heftig wurden. Das war gar nicht so dumm, denn alle Gerichte werden durch Kümmel leichter verdaulich und bekömmlicher. Wen die Kümmelkörnchen beim Kauen stören, der kann schon beim Kochen ein Kräutersäckchen in das Kraut (oder anderes Gericht) hineinlegen, mitkochen und vor dem Essen wieder herausnehmen.

Kümmel sorgt für einen gesunden Darm – und ein gesunder Darm sorgt für einen gesunden Menschen. In längst vergangenen Tagen war Kümmel ein geschätztes Gewürz, mit dem die Gastgeber ihre Gäste üppig bewirteten und ihnen so die Wertschätzung erwiesen. Ging jemand zu sparsam mit Kümmel um, war er ein „Kümmelspalter“ – ein Geizkragen. Wer heute wieder mehr Kümmel in seinen Speiseplan einbaut, sorgt für mehr Gesundheit, Wohlbefinden und Vitalität. Der positive Einfluss auf unsere Verdauung ist wissenschaftlich genauestens belegt und trug dazu bei, dass Kümmel zur Arzneipflanze des Jahres 2016 gewählt wurde

Wiesenkümmel
Wiesenkümmel

Kümmel säen, pflanzen und ernten

Kümmel wächst wild in ganz Europa, mit Vorliebe auf feuchten Wiesen, Weiden und an Wegrändern – und kann auch im Garten ausgesät werden. (In einem alten käuterbuch steht, dass man beim Aussäen des Kümmels kräftig schimpfen sollte – das würde den Kümmel zum Keimen an, denn er will Böses vertreiben. Angeblich keimt er auch schneller, wenn er von einem echten „Spitzbuben“ gesät wird ;-)) Er ist zweijährig, wird bis zu 1m hoch, blüht von Mai bis Juli. Die jungen Blätter der einjährigen Kümmelpflanze schmecken gut im Salat oder in der Suppe. Kümmelwurzeln, im ersten Vegetationsjahr so wie Karotten geerntet, verleihen der Frühlingssuppe eine ganz besondere Note. Kümmelfrüchte zeigen an der braunen Farbe, dass sie reif sind und geerntet werden können. Dann werden die Dolden abgeschnitten und zum Nachreifen an einen luftigen, schattigen Platz gehängt. Wenn die Früchte trocken sind, werden sie von den Dolden abgerebbelt und in Säckchen oder Dosen aufbewahrt.
Das, was wir als Kümmel kennen, ist der in den Früchten enthaltene Samen, den es auch als Pulver gibt. Die Früchte des Kümmels zerfallen in reifem Zustand in zwei Teilfrüchte, die sichelförmig gekrümmt sind und 5 Rippen haben. Sie würzen Kohlgerichte, Sauerkraut, Brote, Zwiebelkuchen, Bratkartoffeln…

Inhaltstoffe

Kümmelkreuz
Kümmelkreuz

Kümmel ist reich an ätherischen Ölen. Sie sind verantwortlich für sein unverwechselbares Aroma, das warm, würzig und ein wenig bitter ist. Außerdem enthält Kümmel Harze, fette Öle, Gerbstoffe, Flavonoide und Eiweiß.

Wirkung von Kümmel – Gewürz und Heilmittel

Kümmel ist mit Abstand das beste pflanzliche Mittel gegen Blähungen und Magen-Darmkrämpfe.

  • Er beruhigt den gereizten oder nervösen Magen, hilft die Nahrung besser zu verdauen und verhindert Völlegefühl und Blähungen.
  • Bei Reizdarmsyndrom, Darmpilzen oder nach Antibiotikagabe baut Kümmel mit seiner antimikrobiellen Wirkung die gesunde Darmflora wieder auf und unterstützt die positiven Darmbakterien (z.B. Bifidobakterien).
  • Überall entfaltet sein ätherisches Öl antibakterielle Eigenschaften.
  • Außerdem hilft Kümmel beim Roemheld-Syndrom – das sind Herzschmerzen als Folge einer unzulänglichen Verdauung. Das Herz ist völlig gesund, aber es schmerzt, weil ihm zu „eng“ wird. Durch Blähungen und unvollständig verdaute Nahrung füllt Luft den gesamten Bauchraum und drückt das Zwerchfell nach oben. Damit hat das Herz nicht mehr genug Platz und macht sich durch Schmerzen bemerkbar. Wenn die Verdauung verbessert und die Blähungen beseitigt werden, verschwindet auch der Schmerz des Herzens. Wichtig ist es hier, die Ursache für die Blähungen zu finden.  
  • Bei Hildegard von Bingen finden wir den Kümmel in einem Rezept gegen dieses „Herzweh“: dazu sollen 6 Teile Kümmel und 2 Teile Pfeffer mit 1 Teil Bockshornklee pulverisiert und gemischt werden. Sie schrieb: „Kaue es mit etwas Brot nüchtern und nach dem Frühstück, bevor du am Herzen die Schwäche merkst oder den ersten Schmerz empfindest.“

Kümmel – Für Jung und Alt empfiehlt sich ein Kümmeltee. Der

  • löst Krämpfe im Magen-Darm-Trakt und auch in der Lunge. Asthmatiker sollten ihre Mahlzeiten öfter mit Kümmel würzen.
  • hilft bei Kopfschmerz und Migräne (als warme Kopfwickel mit Kümmeltee),
  • erleichtert Säuglingen das Verdauen der Milch (1 TL Kümmeltee ins Fläschchen geben)
  • fördert in der Stillzeit die Bildung der Muttermilch.
  • ist ein altes und bewährtes Hausmittel für junge Mädchen mit schmerzhafter Periode (als Kümmeltee).

„Wer Kümmel isst, bekommt keinen Schlaganfall“ hieß es im Sudetenland.

Kümmelblatt
Kümmelblatt

Rezept für Kümmeltee: Bevor ein Tee daraus bereitet wird, sollte Kümmel im Mörser zerquetscht werden, damit die Inhaltsstoffe besser vom heißen Wasser ausgezogen werden.
1 Teelöffel Kümmel mit 250 ml heißem Wasser übergießen, zugedeckt etwa 10 Minuten ziehen lassen. Der Tee darf nicht kochen, da sonst die ätherischen Öle entweichen.
Er unterstützt die Verdauung besonders gut, wenn er warm und schluckweise nach der Mahlzeit getrunken wird.
Wer eine wahre Allroundbehandlung gegen Blähungen und Verdauungsstörungen haben möchte, mischt Kümmel mit Anis und Fenchel zu gleichen Teilen. Auch hier Fenchel, Kümmel und Anis vorher im Mörser zerdrücken.
Dosierung wie oben bei reinem Kümmeltee.

Kümmel – eine Wohltat für stillende Mütter und Babies mit Bauchweh

Auch die typischen Koliken und Bauchschmerzen von Säuglingen und Kleinkindern werden durch Kümmel deutlich gelindert.
Der Kombi-Tee aus Kümmel, Fenchel und Anis ist ideal für stillende Mütter, denn er verhindert nicht nur Babies Bauchweh, sondern fördert gleichzeitig die Milchbildung bei der Mutter. Um in den Genuss der heilsamen Wirkstoffe zu gelangen, trinken stillende Mütter selbst Kümmeltee und die Inhaltsstoffe gelangen dann über die Muttermilch zum Kind oder aber man gibt einen halben bis ganzen Teelöffel Kümmelpulver mit in das Milchfläschchen.
Gegen Verdauungsprobleme und Bauchkrämpfe helfen auch sanfte Massagen des Bäuchleins mit Öl oder Zäpfchen (zum Beispiel von Weleda), die Kümmelöl enthalten. Massagen mit Kümmelöl helfen nicht nur Babies, sondern Menschen jeden Alters bei allen Bauchkrämpfen, sogar bei Menstruationsschmerzen.

Kümmelöl für entspannende Bauchmassagen – Weil das ätherische Öl, das aus den Früchten der Kümmelpflanze gewonnen wird, zu konzentriert ist für den direkten Hautkontakt, wird es mit Olivenöl „verdünnt“. Für eine Bauchmassage bei Babies mischen Sie 1 Tropfen ätherisches Kümmelöl (gibt es aus kontrolliert biologischem Anbau z.B. von Neumond oder Primavera im Handel) mit 20 ml Mandel- oder Olivenöl.
Für Erwachsene dürfen es 4 bis 5 Tropfen Kümmelöl auf 20 ml Olivenöl sein.
Zur besseren Dosierung für die Massage geben Sie die Mischung in eine kleine braune Arzneiflasche mit Pipette (gibt’s in Apotheken) und schütteln sanft um, damit sich beide Öle gut vermischen. Wenn die Haut zu trocken ist, nehmen Sie ruhig ein bisschen mehr Olivenöl.
20 – 40 Tropfen der Kümmel-Olivenöl-Mischung sind ausreichen für eine Bauchmassage. Sparen sie den Bauchnabel aus (er könnte zu empfindlich sein) und massieren sanft im Verlauf des Dickdarms – im Uhrzeigersinn – um den Bauchnabel herum.
Diese Massage ist für Säuglinge und kleine Kinder mit Blähungen genauso wertvoll wie für ältere Menschen mit Verdauungsstörungen. Und die Wirkung ist erstaunlich schnell zu spüren.

Kümmel – Kopfwickel gegen Migräne und Kopfschmerzen

Es mag ungewöhnlich erscheinen, aber Kümmel ist sehr wirkungsvoll gegen Spannungskopfschmerz und Migräne.
Füllen sie ein kleines Leinensäckchen oder ein zu einem Säckchen zugebundenes größeres Taschentuch zu dreiviertel mit im Mörser zerstoßenen Kümmelpulver, binden es zu und legen es in heißes Wasser bis es gut durchfeuchtet ist. Dann drücken sie es aus. Wenn es zu heiß ist, drücken sie es zwischen zwei Frühstücksbrettchen aus. (Den entstandenen Tee können Sie trinken).
Legen Sie das Säckchen so heiß wie möglich auf die schmerzende Stelle und fixieren es gegebenenfalls mit einem zweiten länglichen Tuch oder Schal. Bei Bedarf mehrmals am Tag wiederholen.

KüKaLeiWa

Dies ist ein basischer Trank zum Entsäuern des Körpers (z.B. während einer Fastenkur) oder bei Sodbrennen. Der Name ist eine Abkürzung seiner Inhaltsstoffe: Kümmel, Kartoffel, Leinsamen und Wasser.

Waschen Sie 1 mittelgroße Kartoffel, schneiden sie mit der Schale in kleine Stücke und geben sie in einen Kochtopf mit 1 Liter kaltem Wasser. Geben Sie 1 TL Kümmel und 1 TL Leinsamen hinzu und lassen alles 20 Minuten mit geschlossenem Deckel vor sich hin sieden. Geben Sie alles durch ein Sieb, lassen es auf Trinktemperatur abkühlen und trinken den Sud schluckweise über den Tag verteilt.

Kümmel als Verdauungsschnaps

Besonders in Norddeutschland liebt man Kümmelschnaps. Bekannte Alkoholika, in denen Kümmel enthalten ist, sind „Aquavit“, der aus Korn oder Kartoffeln destilliert und mit Kümmel gewürzt wird oder das berühmte „Danziger Goldwasser“.
Wer den klaren Kümmelschnaps nicht so mag, für den haben wir hier das Rezept für einen schmackhaften Kümmellikör.
40 Gramm Kümmelsamen leicht im Mörser zerstoßen und zusammen mit 100 Gramm Kandiszucker in einem gut verschließbaren Glasgefäß mit 500 ml Obstler (oder Doppelkorn) übergießen. Ein Zweiglein frische oder getrocknete Pfefferminze sorgt für den erfrischenden Geschmack und aktiviert gleichzeitig die Galle. Das Ganze bleibt 3 Wochen an einem warmen Ort stehen, wird täglich sorgsam umgeschüttelt und wenn sich der Zucker vollständig aufgelöst hat, durch einen (Kaffee)Filter abgegossen. Dann wir er in eine schöne Flasche gefüllt und kann noch einige Zeit nachreifen. Denn es ist wie bei allen guten Dingen – je älter, desto besser!

Kümmelwein – verbessert die Nierentätigkeit und hilft bei Hämorrhoiden. 50g Kümmel zermörsern, in 500 ml Weißwein bis kurz vorm Sieden langsam erhitzen, absieben und in eine Flasche füllen. Täglich 1 Gläschen davon trinken, am besten warm.

Wiesenkümmel

Kümmel als Küchengewürz

Alle Gerichte werden durch Kümmel leichter verdaulich und bekömmlicher.
Wer es mag, kann ganze Kümmelfrüchte in Brot oder Brötchen hineinbacken, zu Bratkartoffeln geben, Kohl, Sauerkraut, Käse oder Wurst damit würzen. Beim Zerbeißen gibt es dann den intensiven Kümmelgeschmack im Mund. Wer es lieber sanfter mag, kann gemahlenen Kümmel nehmen.
Wer Kümmel im Garten zieht, kann die jungen Blätter der Kümmelpflanze zum Salat oder in die Suppe geben. Die Kümmelwurzeln verleihen auch Suppen eine besondere Note.
Wenn Sie beim Essen nicht durch Kümmelkörnchen gestört werden wollen, aber trotzdem die gesamte Heilkraft des Kümmels nutzen möchten, ist ein Kräutersäckchen beim Kochen zu empfehlen: Kümmel wird in ein Säckchen gegeben (zum Beispiel in einen zugebundenen Teefilter) und in das Gericht hineingelegt, mitgekocht und vor dem Essen wieder herausgenommen.
Besonders Asthmatiker sollten ihr Essen öfter mit Kümmel würzen, denn Kümmel ist auch ein Hustenmittel und löst Krämpfe in der glatten Muskulatur auch in den Lungen. Gleichzeitig stärkt er die Schleimhäute.

Wer Kümmel zu sich nimmt …

steigert das Wohlbefinden seines Körpers und auch seine gesamte Vitalität. Und das stärkt die Bereitschaft, das Leben zu nutzen, wie es sich zeigt. Damit steigt auch die Lebensfreude!