Herbstliche Waldspaziergänge mit Sammelleidenschaft
Warum heißt die Rosskastanien eigentlich Rosskastanien?
In alten Zeiten hat man Kastanien an Pferde, also Rösser, verfüttert, wenn sie unter Husten und Atemnot litten – daher der Name „Rosskastanie“. Sie wurden auch vorwiegend als Tierfutter genutzt. Zwar gab es den Brauch, immer eine Rosskastanie in der Hosentasche mit sich zu tragen, weil das vor Rheuma schützen sollte, doch als richtige Heilpflanze für den Menschen wurde die Kastanie erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt.
In Notzeiten haben Menschen früher auch Rosskastanien gegessen und als Kaffeeersatz verwendet. Auch als stärkender Trunk bei Bronchitis und Rheuma. Dazu legte man die Kastanien über Nacht in Milchwasser ein, damit sie nicht so bitter schmeckten. Heute sollte man zu kulinarischen Zwecken lieber die Esskastanie nehmen, die sehr viel Stärke enthält und geröstet auch lecker schmeckt.
Heilwirkung und Anwendung der Rosskastanien
Was für die Rösser gilt, gilt auch für die Menschen. Kastanientee eignet sich wunderbar als schleimlösendes Mittel bei festsitzendem Husten. Dazu verwendet man die Blüten der Kastanie, die gibt’s im Frühjahr frisch am Baum und zu anderen Jahreszeiten in der Apotheke.
Je dünner man den Tee ansetzt, umso stärker ist seine entspannende Wirkung für Seele und Geist. Wenn Sie zum Beispiel schlecht einschlafen können, weil Ihre Gedanken Karussel fahren und Sie die Sorgen um andere nicht loslassen, dann ist Kastanienblütentee genau das richtige.
Die Rosskastanie enthält natürliche Seifenstoffe, sogenannte Saponine und eignet sich deshalb hervoragend für einen Badezusatz. Besonders zu empfehlen ist Rosskastanie als Einreibemittel bei rheumatischen Schmerzen sowie bei Krampfadern und müden, schweren Beinen; ideal auch zur Vorbeugung vor langen Autofahrten oder Flugreisen.
In der Kastanie, vor allem in Blättern und Früchten stecken Saponine und Flavonoide, die sich positiv auf die Gefäße auswirken: sie fördern die Durchblutung und fördern den Rückfluss des Blutes zum Herzen. Diese Wirkstoffe haben nämlich die bemerkenswerte Fähigkeit, die Wände der Blutgefäße abzudichten. Das bewirkt, dass keine Flüssigkeit mehr ins Gewebe übertreten kann und das im Gewebe versackte Blut in die Venen zurückgeführt wird. Damit reguliert sich der Druck in den Gefäßen, Ödeme werden beseitigt, die Venen gestärkt und der venöse Kreislauf angeregt. Auch leichte Entzündungsprozesse, die häufig mit Ödemen oder Krampfadern verbunden sind, werden gelindert.
Kastanienextrakte helfen auch bei Ödemen nach einer Röntgenbestrahlung.
Nicht nur bei Krampfadern, auch bei Hämorrhoiden, (die ja nichts anderes sind als Krampfadern an einer besonders schmerzhaften Stelle!) wirken sie durchblutungssteigernd und fördern den Rückstrom des Blutes zum Herzen.
Rezepte mit Rosskastanien
Tee aus Rosskastanienblüten
1/2 TL getrocknete Blüten (oder doppelt so viel frische) mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 3 – 5 Minuten ziehen lassen, bei Bedarf mit wenig Honig süßen. Bei Erkältung 2 – 3 Tassen täglich trinken.
Badezusatz mit Rosskastanien
Für ein Vollbad brauchen Sie einen halben Eimer frische Kastanien. Zerscheiden Sie die frischen Kastanienfrüchte und weichen sie mit den Schalen übernacht in Wasser ein. Während das Badewasser einläuft, kochen Sie die eingeweichten Kastanien kurz auf, seihen ab und geben den Extrakt ins Badewasser. Beim Rühren und Plantschen bildet sich schöner Schaum. So ein Bad tut gut bei Rheuma, Gicht und Durchblutungsstörungen.
Rosskastanien als Waschnüsse
Rosskastanien sind unsere einheimischen Waschnüsse. Sie stecken voller Seifenstoffe (Saponine). Sie sind leicht zu sammeln, reinigen wunderbar und ersetzen die Seife.
Schneiden Sie die frisch gesammelten Rosskastanien auf und entfernen die braune Schale. Aus diesem weißen Inneren können Sie Shampoo, Hautcremes, Seifen und Waschmittel herstellen. Schneiden Sie die Samen klein, lassen sie ein wenig antrocknen, pulverisieren sie dann im Mixer zu Mehl, breiten das auf einem mit Zeitungspapier ausgelegten Blech aus, lassen es 4-5 Tage trocknen und wenden es immer mal wieder hin und her. Sobald das Pulver trocken ist, füllen Sie es zum Aufbewahren in Gläser ab.
Für eine Seife brauchen Sie nur die weißen Bestandteile. Hacken sie dieses Fruchtfleisch klein und befüllen Sie damit ein verschließbares Glas. Jetzt nur noch mit Wasser auffüllen und erstmal (auf jeden Fall über Nacht) stehen lassen. Sie werden feststellen, dass sich das Wasser weiß-gelblich verfärbt und sich leichter Schaum im Glas bildet. Dann ist es an der Zeit, die Flüssigkeit durch ein Musselintuch abzuseihen und in einen Seifenspender zu füllen. Fertig ist eine absolut ökologische Seife ohne jeden Zusatzstoff, die zum Hände- oder Wäschewaschen verwendet werden kann.
Auch in der Waschmaschine können Sie Kastanien nutzen: Pro Waschgang sollten Sie 5 bis 8 Kastanien rechnen. Die Kastanien mit einem Hammer zertrümmern, in einen Topf mit etwa 400 ml Wasser geben und 10 Minuten auskochen, anschließend durch ein Sieb gießen. Den Sud (in dem nun die waschaktiven Substanzen enthalten sind) abkühlen lassen und in die Waschmaschine einfüllen – genau wie Flüssigwaschmittel. Für einen frischen Duft können Sie 2 bis 3 Tropfen naturreine ätherische Öle wie Limette, Zitrone oder Lavendel hinzugeben. Der Kastaniensud ist im Kühlschrank durchaus 3 Tage haltbar und kann auch als Haarshampoo verwendet werden.
Rosskastanien-Tinktur zum Einreiben
Das ist ganz einfach: frisch gesammelte Kastanien abwaschen und samt Schale zerkleinern und in ein Schraubglas geben. Die zerschnittenen Kastanien dann mit gutem, etwa 40%igem Schnaps übergießen, 3 Wochen auf der hellen Fensterbank stehen lassen, gelegentlich umschütteln, abfiltrieren und ein einer dunklen Flasche aufbewahren. Alkohol trocknet generell die Haut aus, deshalb sollte man die Tinktur zwar nach Bedarf aber mit Bedacht einsetzen. Es empfiehlt sich zur Anwendung bei sehr trockener Haut pro Anwendung einige Tropfen eines guten Hautöls, z.B. Mandelöl, hinzuzufügen.
Rosskastanien-Venengel
Von der fertigen Kastanientinktur nehmen wir 20 ml ab und geben 80 ml (aufgekochtes und wieder abgekühltes) Wasser in ein hohes Gefäß. Dann brauchen wir noch ein Bindemittel, einen sogenannten Gelbildner, den gibt’s für 5 Euro pro 20 Gramm in der Apotheke. Hört sich teuer an, aber man braucht ganz wenig davon, nur 1 Teelöffel und das entspricht etwa 1 Gramm. Davon streuen wir einen leicht gehäuften Teelöffel über das Tinktur-Wassergemisch. Mit einem kleinen Schneebesen dann solange sachte rühren, bis sich der Gelbildner gleichmäßig verteilt und gelöst hat (circa 3-5 Minuten). Einige Tropfen Rosmarinöl verbessern zusätzlich die Durchblutung und entfalten einen belebenden Geruch! (Aromatherapie inbegriffen!). Das fertige Gel in kleine Glasgefäße füllen, gut verschließen, auf einem Etikett das Herstellungsdatum vermerken. Im Kühlschrank aufheben. Dort hält es sich ungeöffnet bis zu 3 Monaten und nach Anbruch sollte man es zügig aufbrauchen (innerhalb von 8 Wochen).
Sie können dieses Gel gut verwenden bei Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, Krampfadern, Blutergüssen oder auch bei nächtlichen Wadenkrämpfen und natürlich rechtzeitig, um all dem vorzubeugen, wenn man lange sitzen oder stehen muss, z.B. auf Reisen. Salben aus Rosskastanien (Blüten, Blättern, Samen) helfen auch bei Frostschäden und offenen Beinen. Bei Sportverletzungen wie Prellungen, Stauchungen oder Blutergüssen sind sie unersetzlich.
Eicheln
Die Früchte der Eichen enthalten ebenso wie Rinde und Blätter viele Gerbstoffe. Durch Wässern können die Gerbstoffe der Eicheln entfernt werden. Eicheln enthalten außerdem viel Stärke (36%) etwas Eiweiß (3%) und wenig Fett (3%).
Eichelkaffee – tut gut bei Verdauungsbeschwerden und Nervosität
Erhitzen Sie die Eicheln mit Schale in einer Pfanne. So dehnt sich der innere Kern aus und die Schalen lassen sich leicht ablösen. Zerschneiden Sie die Kerne und legen sie 1-2 Tage in kaltes Wasser, um ihnen die Gerbstoffe zu entziehen, rühren dabei ab und zu um und erneuern das Wasser 1-2mal. Dann sieben Sie ab, lassen gut abtropfen und geben die Stücke auf ein Backblech bei 120°C in den vorgeheizten Ofen. Rösten Sie die Eichelstücke unter Umrühren, bis sie mittelbraun sind, lassen sie abkühlen und bewahren sie in einer Dose auf. Dann mahlen Sie sie in einer Kaffeemühle. Der Rest ist wie bei normalem Kaffee: 1TL Pulver mit 250ml kochendem Wasser übergießen, kurz ziehen lassen, absieben und genießen.
Bucheckern
Aus den stacheligen Hüllen fallen im Herbst die Bucheckern auf die Erde und sind ein nussiger und stärkender Genuss. Der botanische Name verrät es: Fagus sylvatica bedeutet Essen im Wald. 3-4 Kg Bucheckern liefern etwa 1 Liter hochwertiges und schmackhaftes Öl mit einem sehr hohen Anteil an mehrfach und einfach ungesättigten Fettsäuren.
Gesunder abendlicher Knabberspaß
Die Bucheckern lassen sich leichter öffnen, wenn Sie sie kurz mit heißem Wasser übergießen. Mit einem Küchenmesser schälen Sie den inneren Kern heraus, die braune Haut kann dranbleiben. Rösten Sie die Bucheckern in einer Pfanne unter ständigem Rühren etwa 5 Minuten lang und knabbern sie dann auf.