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Schlehen – Blüten und Früchte

Schlehenblüte

Die ersten warmen Sonnenstrahlen im März bringen ihre unzähligen kleinen, weißen Blüten hervor. Sie haben einen zarten, erfrischenden mandelartigen Geruch.

In der Volksmedizin hieß es früher: „Iss die ersten drei Blüten eines Schwarzdornzweigs und bleib’ das ganze Jahr vor Fieber gefeit!“ Die Blüten enthalten Inhaltstoffe, die frische Kräfte verleihen und vor Erkältungen schützen. Der Fachbegriff dafür ist Radikalfänger. Dazu gehören u.a. Flavonoide, die im weitesten Sinn gefäßwirksam sind und damit auch für Schwitzen bei Fieber sorgen und das Fieber senken. Ein Tee aus den frischen Blüten (März bis April) ist ein Genuss und gleichzeitig ein willkommenes Blutreinigungsmittel im Frühjahr. Er stärkt den Magen und regt die Reinigung des Körpers über Darm und Niere an. „Schlehenblüten sind das harmloseste Abführmittel, das es gibt“ – so schrieb schon Sebastian Kneipp. Es wirkt mild, aber nachhaltig, vor allem dann, wenn schon eine Gewöhnung an Abführmittel besteht. Schlehe bringt den Körper in Schwung.

Tee aus Schlehenblüten – ein belebender Frühlingsgruß

Schlehenblüten

Es reicht aus, einfach eine kleine Hand voll Blüten in 1 Liter Wasser zu streuen, das Sie nach dem Kochen etwas abkühlen lassen; es sollte nicht heißer als 60°bis 70° Grad Celsius sein, sonst werden die Wirkstoffe in den Blüten zerstört. Legen Sie auf jeden Fall einen Deckel auf die Teekanne, sonst verflüchtigen sich die Wirkstoffe ebenfalls – und lassen Sie sie zugedeckt einfach schwimmen. Sie brauchen sie nicht abzugießen. Solange die Schlehen blühen trinken Sie als Frühjahrs-Kur zur Blutreinigung bei Hautkrankheiten, Gicht und rheumatischen Beschwerden täglich 2 bis 3 Tassen. Sie unterstützen Blase und Niere bei der Arbeit. Sie können frische oder getrocknete Blüten (aus der Apotheke) für den Teeaufguss verwenden.

Tipp: Wenn Sie sich einen Vorrat anlegen wollen, pflücken Sie die Blüten oder Blütenknospen ganz vorsichtig zwischen den Dornen heraus, trocknen Sie sie bei Zimmertemperatur ausgebreitet auf einem Leinentuch und bewahren sie anschließend am besten in einer Dose auf.

Wenn Sie nach einer langen Erkältung oder Grippe nur schwer wieder auf die Beine kommen oder sich einfach ausgelaugt und erschöpft fühlen nach dem langen Winter, können Sie sich mit einem Schlehenblüten-Elixier stärken. Übrigens stammt das Wort „Elixier“ aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie „eine geheimnisvolle Kräfte enthaltende Arznei, die ewiges Leben und Gesundheit verleiht“!

Schlehenblütenelixier – gegen Frühjahrsmüdigkeit

Füllen Sie 2 große Hände voll Schlehenblüten in ein Einmachglas und geben 2 Esslöffel eines möglichst flüssigen, milden Honigs darüber. Darüber gießen Sie einen ¾ Liter trockenen Weißwein, stellen den Ansatz mindestens eine Woche an ein helles Plätzchen, schütteln täglich vorsichtig um und filtrieren ab, sobald sich der Honig ganz aufgelöst hat. Täglich 1 Likörgläschen (!) davon trinken, das verleiht neue Kräfte.

Wenn Sie schon beim Ernten und Pflücken sind, dann zweigen Sie doch gleich noch ein Marmeladenglas voll frischer Schlehenblüten ab. Sie können damit nämlich auch ein wunderbar pflegendes Hautöl herstellen für die Frühjahrs-Kur Ihrer Haut!

Schlehenöl – Frühjahrskur für die Haut

Die Inhaltstoffe der Schlehenblüten wirken straffend und regen gleichzeitig den Hautstoffwechsel an. Auch zur Vorbeugung von Schwangerschaftsstreifen ist eine tägliche Zupf-Massage mit Schlehenöl zu empfehlen. Die Haut wird durchwärmt, besser durchblutet und dadurch dehnfähiger.

Pflücken Sie an einem sonnigen Frühlingstag ein Marmeladenglas voll mit Schlehenblüten, drücken Sie sie ruhig ein bisschen zusammen und übergießen sie dann mit einem guten Mandelöl – alternativ können Sie auch ein kalt gepresstes Bio-Olivenöl nehmen – bis alle Blüten gut bedeckt sind. Zur längeren Haltbarkeit und zusätzlich zur Hautpflege fügen Sie noch den Inhalt einer Kapsel mit Vitamin E (gibt’s in Apotheken) zu. Das Glas samt Inhalt lassen Sie an einem hellen Platz 3 Wochen lang stehen, schütteln es regelmäßig um und filtrieren nach dieser Zeit durch einen Kaffeefilter ab. Für alle, denen diese Prozedur zu aufwändig ist, gibt es Schlehenöl auch fertig zu kaufen. Lassen Sie sich in Reformhaus, Naturkostladen oder Apotheke beraten.

Schlehenfrüchte – Schutz für das Immunsystem

Schlehenfrüchte

Erst nach dem Verblühen der Schlehenblüten kommen die kleinen, grünen, ovalen Blätter zum Vorschein und spät im Sommer die kugelrunden blauen Früchte. Nicht umsonst erinnern sie an kleine Pflaumen, denn Zwetschge, Mirabelle und Pflaume sind in vielen Veredelungsschritten aus der Schlehe gezüchtet worden. Auf die Verwandtschaft verweist die Bezeichnung „Haferpflaume“ für Schlehe. Weitere Namen sind Schwarzdorn oder Schlehdorn. Bei Hildegard von Bingen ist in ihrer „Physica“ zu lesen: „Und die Frucht des Schlehdorns, nämlich die Schlehen, süße mit Honig und iss sie oft auf diese Weise, dann wird die Gicht in dir weichen. Aber wer im Magen schwach ist, der brate Schlehen (…) oder er koche sie in Wasser und esse sie oft, dies führt den Unmut und den Schleim vom Magen ab. Und wenn er ihre Kerne mit isst, wird es ihm nicht schaden.“

Schlehenfrüchte enthalten Gerbsäuren, Fruchtsäuren, Mineralien und Vitamin C. Sie wirken zusammenziehend und helfen bei leichten Entzündungen des Zahnfleisches oder auch bei Zahnfleischbluten. Hierzu kauen Sie ganz einfach einige getrocknete Schlehenfrüchte wie Kaugummi und behalten sie lange im Mund. Im März, wenn Sie vom langen Winter erschöpft sind oder eine hartnäckige Erkältung noch nicht ganz auskuriert haben, verleihen die Schlehenfrüchte neue Kräfte. Sie unterstützen die Rekonvaleszenz und sind eine vitaminreiche Stärkung für das Immunsystem. Getrocknete Schlehenfrüchte erhalten Sie in der Apotheke – wenn Sie keinen Vorrat vom letzten Herbst haben.

Schlehenfrüchte nutzten schon die Bewohner der Pfahlbauten als Vitaminvorrat für den Winter – sozusagen als steinzeitliche Knabberei am Lagerfeuer. Bei Ausgrabungen fand man ganze Karrenladungen von Schlehenkernen. Und auch Ötzi trug Schlehenfrüchte als Proviant bei sich.

Mundspülung und Gurgellösung aus Schlehenfrüchten: Übergießen Sie 2 gehäufte Teelöffel voll getrockneter Schlehen mit 250 ml kochendem Wasser. Um eine stärkere Wirkung zu erzielen, lassen sie den Tee mindestens 10 Minuten lang ziehen.

Frost bringt die Süße hervor

Schlehen – Beruhigung für einen nervösen Magen: Getrocknete(!) Schlehen beruhigen und stärken einen „aufgeregten“ Magen-Darmtrakt, zum Beispiel nach Erbrechen oder bei Durchfall. Bei Menschen, deren Magensaftproduktion morgens noch zu wünschen übrig lässt und die deswegen lieber ohne Frühstück aus dem Haus gehen, regen getrocknete Schlehen – auch daraus gekochter Schlehensaft oder Schlehengelee – die Verdauung an und damit die Lust auf ein kräftigendes Frühstück. Auch der Stuhlgang profitiert davon. Tipp: Haben die Früchte erst einige Nachfröste hinter sich – oder einige Nächte in der Gefriertruhe – so verlieren sie den bitteren Geschmack, machen die Zähne nicht mehr stumpf und entwickeln ein süßes Aroma.

Schlehensaft: Die Schlehenfrüchte, die Sie geerntet (und eingefroren) haben, geben sie in einen großen Topf und übergießen sie mit so viel kochendem Wasser, bis alle Schlehen gut bedeckt sind. Diesen Ansatz lassen Sie 24 Stunden lang stehen. Nach dieser Zeit sieben Sie die Flüssigkeit ab, erhitzen sie wieder zum Kochen und gießen sie erneut über die Schlehen. Wieder 24 Stunden stehen lassen, absieben, den Schlehensaft zum Sieden erhitzen und heiß über die Schlehen gießen. Diesen Vorgang wiederholen Sie 5 bis 7 mal. Mit jedem Tag wird die Flüssigkeit dunkler, süßer und aromatischer. Nach dem letzten Erhitzen wird der Schlehensaft heiß in Flaschen gefüllt und gleich verschlossen. So ist er lange haltbar. Zum Trinken können sie ihn wieder erwärmen und bei Bedarf süßen.

Schlehengelee: Aus dem Schlehensaft kochen Sie nach Zusatz von Zucker ganz einfach einen Gelee mit dem Geliermittel, das Ihnen am besten zusagt und richten sich nach der Vorschrift auf der Packung.