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UnKräuter im Frühjahr sind Heilpflanzen

Kräuter trocknen

Damit Sie die Frühjahrsgefühle so richtig spüren, nutzen Sie die Kraft der Frühjahrspflanzen. Wer im Frühjahr seinen Garten bearbeitet, findet sie meist als UnKräuter auf den Beeten wachsend. Vielleicht wird er sie mit einem Stoßseufzer ausjäten und – Halt! – jetzt bitte nicht auf den Kompost, sondern in die Küche bringen. Denn diese UnKräuter stecken voller Mineralstoffe und Spurenelemente, die den Körper mit Basen versorgen. Sie sind gleichzeitig lebendige, grüne Behälter für alle Vitamine, die frische Lebenskraft in unseren Körper bringen. Und sie stecken voller Pflanzensäfte, die das Blut reinigen und die Ausscheidungsfunktionen des Körpers unterstützen.

Giersch (Aegopodium podagraria)

Giersch
Giersch

bringt mit seiner Überlebenskraft so manchen Gärtner zur Verzweiflung. Doch wer den Giersch einfach als delikates, regelmäßig nachwachsendes Bio-Gemüse betrachtet und ihn so erntet, wird bald seine Kräfte schätzen lernen. Giersch enthält viel Vitamin C und Mineralstoffe wie Eisen, Kupfer und Mangan. Sein botanischer Name verrät, dass er in alten Zeiten als Heilpflanze gegen Gicht (Podagra) sehr geschätzt war. Giersch entsäuert den Körper und vertreibt das „Zipperlein“ aus den schmerzenden Gelenken. Dazu können Sie ihn fein hacken und über Salat, Gemüse, Nudeln oder Butterbrot streuen. Oder Sie braten ihn sanft in Olivenöl an und geben ihn z.B. über junge Kartoffeln. Zerquetschte Blätter eignen sich als Umschläge auf schmerzenden Gelenken, auch ein Absud aus den Blättern hilft als Badezusatz bei Rheuma, Gicht oder Krampfadern. Die leckerste Möglichkeit, in den Genuss der heilsamen Kräfte des Giersch zu kommen, ist, ihn in Olivenöl anzubraten und mit jungen Kartoffeln zusammen zu verspeisen.

Für einen Badezusatz übergießen Sie 2 große Hände voll Gierschblätter und –wurzeln mit 2 Liter kochendem Wasser, lassen 10 Minuten lang zugedeckt ziehen und sieben den Extrakt ins Badewasser.

Giersch gehört auch in unser „Mai-Elixier“, ein sehr feiner Likör mit dem Aroma des Wonnemonats zur Erweckung der Lebenskräfte: Gierschblätter, Gänseblümchenblüten, Gundelrebenkraut, Sauerampferblätter und Löwenzahnblüten in eine leere, saubere Flasche füllen und mit Schnaps, mindestens 38%igem, übergießen. 100 Gramm Kandiszucker dazugeben, die Flasche 3 Wochen verschlossen an einen hellen, sonnigen Ort stellen, täglich umschütteln, danach absieben – und genießen… Täglich 1 Gläschen nach den Mahlzeiten trinken – das bringt den Stoffwechsel in Schwung.

Wiesenbowle: Für alle, die eine nicht-alkoholische Variante bevorzugen, auch für Kinder und Jugendliche, gibt es eine Wiesenbowle. In 1 Liter Apfelsaft hängen wir ein Kräutersträußchen aus Giersch, Gundelrebe, Gänseblümchen und Labkraut ….oder auch andere aromatische Kräuter, die Garten oder Wiese gerade hergeben. Ein Schuss Zitronensaft verfeinert das Aroma. Das Ganze sollte 4 bis 5 Stunden ziehen. Dann werden die Kräuter herausgenommen und die Bowle mit Mineralwasser aufgegossen. Zur Dekoration einfach einige frische Blüten darin schwimmen lassen.

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

Spitzwegerich

steht als Erste Hilfe bereit bei heißen Berührungen einer Brennnessel, Insektenstichen und kleinen Schürfwunden. Zerquetschen Sie einfach die Blätter zwischen den Handflächen solange, bis der grüne Pflanzensaft heraustritt und reiben ihn sorgfältig auf die betroffene Stelle. Brennnesselspuren hören auf zu brennen, Insektenstiche schwellen nicht an und kleine Wunden heilen schnell wieder zu. Die jungen, zarten Blütenstände der Wegerich-Arten schmecken frisch geknabbert ein bisschen wie Pilze. Noch leckerer wird es, wenn Sie sie in Butter anbraten oder als Suppe zubereiten.

Spitzwegerich ist eine bewährte Hustenpflanze. Mit dem Zusammenspiel von Schleim, Gerbstoffen, Flavonoiden, Kieselsäure und antibakteriell wirkenden Iridoidglykosiden (Aucubin) lösen Tee, Saft oder Sirup daraus den fest sitzenden Schleim, erleichtern das Abhusten und hemmen Entzündungen. Spitzwegerich hilft auch bei Erkältungen und Grippe. Ernten Sie einen Vorrat an Spitzwegerichblättern bevor die Pflanze anfängt zu blühen und trocknen sie vorsichtig im Schatten.

Setzen Sie den Tee mit Spitzwegerichblättern kalt an. Übergießen Sie dafür 1 EL voll davon mit 250 ml kaltem Wasser und lassen ihn mindestens ½, besser 2-3 Stunden stehen. So lösen sich die wertvollen Schleimstoffe schonend heraus und legen sich wie ein Schutzschild über gereizte und strapazierte Schleimhäute des Körpers. Wenn es schneller gehen muss, können Sie natürlich auch heißes Wasser für einen Aufguss nehmen.

Vogelmiere (Stellaria media)

Vogelmiere

Auch die Vogelmiere (Stellaria media) ist von unverwüstlicher Lebenskraft – deswegen bezeichnet man sie ja auch als UnKraut. Diese unverwüstliche Lebenskraft überträgt sie auf den Menschen, der sie verzehrt. Am einfachsten schneiden Sie die saftigen oberen Triebe der Vogelmiere mit der Schere ab und geben Sie über Salat oder Gemüse, auf das Butterbrot, ins Omelette, über die Tomaten… und überlegen: schmeckt das jetzt nach jungen Erbsen oder eher nach rohem Mais?

Die Vogelmiere putzt den Körper durch. Sie ist reich an Vitamin A, Vitamin C, Schleimstoffen und Mineralien. Neben Kalium und Kieselsäure enthält sie Zink, Phosphor, Magnesium und Kupfer. Die Vogelmiere kann fast das ganze Jahr über geerntet und frisch verwendet werden. Vor allem im Frühjahr reinigt sie den Körper, entschlackt die Lymphe, regt die Nierentätigkeit an und hilft beim Abnehmen. Dafür eignet sich ein Tee aus dem frischen Kraut. Übergießen Sie 1 kleine Handvoll Vogelmiere mit 500 ml heißem Wasser und lassen 5 Min. ziehen. Das ist die Tagesportion.

Vogelmieren-Wein: Geben Sie 2 EL geschnittene Vogelmiere in ¼ Liter guten Rotwein und erhitzen ihn – wie beim Glühwein – bis kurz vorm Sieden. Sieben Sie dann ab und trinken ihn langsam und schluckweise. Vogelmierenwein stärkt bei allgemeiner Schwäche nach Erkältungen und auch bei Wetterfühligkeit.

Wiesenlabkraut (Galium aparine)

Wiesen-Labkraut

ist eine schmackhafte Zutat im Frühlingssalat – und kann auf jedem Spaziergang schon unterwegs als Erfrischung geknabbert werden. Die Komposition der Inhaltsstoffe aus Kieselsäure, Gerbstoffen, einem Glykosid (Asperulosid), Flavonoiden, Zitronensäure und wenig ätherischen Ölen reinigt Lymphe und Blut – auch von Umweltgiften und Pestiziden. Wiesenlabkraut – als Tee oder roh verzehrt – aktiviert die Nieren und hilft bei Ekzemen und Akne (auch als Salbe). Es kräftigt die Milz (hilft gegen Seitenstechen), unterstützt das Immunsystem und schützt die Schleimhaut von Mund, Lippen, Ohren, Darm, Blase oder Vagina. Durch seinen (wenn auch geringen) Gehalt an Labferment (besonders in der Wurzel) hilft es Milch und Milchprodukte leichter zu verdauen. Die kleinen weißen Sternchenblüten sind eine wunderhübsche Dekoration für Salate und Süßspeisen.

Wildkräuter-Pesto: 120 g verschiedenste frische Wildkräuter vorsichtig waschen, trocken tupfen und grob zerkleinern. Zusammen mit 40 g gerösteten Sonnenblumenkernen, einigen Spritzern Zitronensaft, 150 ml Olivenöl und 40g frisch geriebenem Peccorino im Mixer zerkleinern bis eine homogene grüne Soße entsteht. In kleine Gläser abfüllen und kühl aufbewahren. Das ist ein vitalisierender Genuss zu Pasta oder Aufläufen.

WildKräuter-Tee

Natürlich können alle hier genannten Wildkräuter frisch oder getrocknet (als Wintervorrat) für eine Teezubereitung genutzt werden. Dabei gilt allgemein als Dosierung: 1 Teelöffel getrocknete und 2 Teelöffel frisches Kraut auf 1 Tasse heißes Wasser. Wollen Sie sich einen Wintervorrat anlegen, binden Sie die Pflanzen zu kleinen Sträußchen zusammen und hängen sie kopfüber zum Trocknen auf oder sie trocknen sie in einer dünnen Schicht liegend auf einem Leintuch. In jedem Fall sollte die Trocknung schonend erfolgen, das heißt an einem trockenen, warmen Platz, der aber schattig und gut belüftet ist.

Frühjahrs-Kur für die Haut von außen und innen – Wildkräuter-Tee. Frühlingskräuter beleben ermüdete Haut und schützen gegen Schäden durch Umweltgifte. Sie regenerieren die Haut von innen heraus und helfen auch bei trockener Haut, Ekzemen und Neurodermitis. Je eine Handvoll getrocknete Gänseblümchen und Brennnesselblätter mit Gundelrebe, Löwenzahnblättern und Wiesenlabkraut mischen. 1 Teelöffel dieser Mischung pro Tasse aufgießen, warm zur innerlichen Anwendung trinken, erkaltet als Gesichtswasser benutzen oder in einen Flakon füllen und die Haut damit besprühen.

Löwenzahn

Löwenzahn-Kraft
Löwenzahn-Kraft

Löwenzahn kennt wohl jeder. Er ist eine anerkannte Heilpflanze von der Wurzel bis zur Blüte. Der französische Name „piss en lit“ weist deutlich auf seine entwässernde Wirkung hin. Er hilft gegen Entzündungen der Harnwege, Blähungen und bei Nierengrieß. Außerdem regt Löwenzahn den Gallenfluss an, sollte deshalb aber Gallensteinen mit Vorsicht genossen werden. Löwenzahn, insbesondere die Wurzel, innerlich eingenommen, beugt entzündlichen Ablagerungen in Gelenken vor wie sie bei Rheuma und Arthrose vorkommen. Wussten Sie auch, dass Sie aus den Blüten ein wunderbares Massageöl herstellen können? Denn Löwenzahn löst auch äußerlich angewandt Verkrampfungen und schmerzhafte Ablagerungen in den Muskeln. Füllen sie Löwenzahnblüten in ein Schraubdeckelglas, drücken sie fest an und übergießen sie mit einem guten Olivenöl, sodass alle Blüten mit Öl bedeckt sind. Lassen sie diesen Ansatz 4 bis 6 Wochen hell stehen, filtrieren dann durch ein Mulltuch ab und füllen das fertige Öl in eine Flasche aus braunem Glas, denn es muss lichtgeschützt und aufbewahrt werden. So ist es ein ganzes Jahr lang haltbar.

Die Kraft der Wildkräuter bewahren

Der Gehalt an wertvollen Wirkstoffen ist im Frühjahr in den Wildkräutern meist am größten. Um sie zu konservieren bietet sich die Aufbewahrung in Öl an. Dabei werden die gereinigten Wildkräuter schichtweise in Gläser gefüllt und mit einem hochwertigen Pflanzenöl übergossen. Damit sich kein Schimmel bildet, muss man darauf achten, dass die oberste Schicht stets mit Öl gut bedeckt ist. Verfeinern lässt sich diese Konservierungsmethode in Form eines aromatischen und heilkräftigen Pestos. Je nach Wahl der Wildkräuter schmeckt es jedes Mal anders. Verwenden können sie Gundelrebe, Giersch, Sauerampfer, Labkraut, Kerbel, Liebstöckel, Löwenzahnblätter, Brennnessel.