Was tun, wenn die Gans zu fett, der Nachtisch zu gut, die Plätzchen einfach unbeschreiblich waren – und jetzt der Bauch drückt?
Es gibt mehrere Möglichkeiten: Vorher die Verdauungssäfte zum Sprudeln bringen – mit einem Bitterstoff-Tee, mittendrin einen verdauungsfreudigen Zwischengang einlegen, oder hinterher den – diesmal ungewöhnlichen – Digestif genießen.
Was wir für solche Festtage brauchen sind Bitterstoffe. Etwa ¼ Stunde vor dem Essen getrunken (oder auch hinterher), regen sie die Ausschüttung der Verdauungssäfte in Magen, Bauchspeicheldrüse und Leber an. Wer es ganz bitter mag, trinkt Wermuttee. Wenn Sie etwa nur ½ Teelöffel getrocknetes Wermutkraut mit 1 Liter heißem Wasser aufgießen, und das Ganze nur 1 knappe Minute lang ziehen lassen, erhalten sie einen apart bitter schmeckenden Apéritif, der seinem Namen Ehre macht: er weckt den Appetit. Wermut ist für alles gut – heißt ein alter Spruch, deswegen können Sie diesen Tee auch gerne hinterher trinken, wenn´s im Bauch drückt und gurgelt.
Wer es nicht ganz so bitter mag, kann auch Tausendgüldenkrauttee trinken. Und wenn der Magen etwas empfindlich ist, hilft der Schafgarbentee, dessen ätherisches Öl die Schleimhäute pflegt und beruhigt. In Österreich heißt die Schafgarbe deswegen auch Bauchwehkraut.
Ein Vorspeisenteller mit bitter schmeckenden Salaten fördert die Verdauungsbereitschaft des Körpers. Dafür geeignet sind Chicoree, Artischocke, Löwenzahn, Radicchio oder Rucola. Auch ein Rohkost-Teller als Zwischengang mit Schnitzen von Karotten, Gurken, Paprika, Gemüsefenchel und Fenchelkraut kombiniert mit Apfel-Merrettich zum Dippen unterstützt die Verdauungskräfte. Nebenbei liefern diese Gemüse Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien. Oder Sie richten Sie ein Schälchen mit frischen Salbeiblättern, Wacholderbeeren, Schnitzen von Gemüsefenchel und ein bisschen Fenchelkraut – als kleinen Zwischengang.
Meerrettich bringt Verdauungshitze in den Magen. Reizt Sie ein Meerrettich-Sorbet mit Sekt als Zwischengang? Schon beim Reiben der Wurzeln werden Sie merken: er befreit Nase und Nebenhöhlen und lässt so richtig schön tief durchatmen. Manchmal treibt er sogar die Tränen in die Augen. Nebenbei steigert Meerrettich die körpereigene Abwehrkraft und schützt den Körper vor Ansteckung.
Rezept Meerrettich-Sorbet – Kochen Sie dafür 150 ml Wasser auf und lösen 100g Zucker darin auf. Lassen Sie etwas abkühlen und geben 5 TL geriebenen Meerrettich, evtl. etwas Honig und 200 ml trockenen Sekt hinzu. Lassen Sie alles zu einer festen Masse gefrieren, geben kurz vor dem Ende noch 100 ml Sahne hinzu. Servieren Sie es in einem Sektglas.
Gemüsefenchel liefert Ballaststoffe und Vitamine und sorgt für gute Stimmung. Hildegard von Bingen hält Fenchel für ein Universalmittel für diejenigen, die an Magen-Darmstörungen leiden: „auf welche Weise er auch gegessen wird, macht er den Menschen fröhlich, vermittelt ihm eine angenehme Wärme, guten Schweiß, eine schöne Gesichtsfarbe und bereitet eine gute Verdauung.“ Übrigens, auch gegen Alkoholkater empfiehlt sie ihn: „….er mag Fenchelkraut oder Fenchelsamen essen und er wird sich danach besser befinden, weil die milde Wärme und die gemäßigte Kraft des Fenchels die durch den Wein hervorgerufene Tollheit in ihm bändigen“.
Wer es milder mag, greift zu Wacholderbeeren. Beim Zerbeißen von Wacholderbeeren ergießt sich ein wärmendes Tröpfchen ätherisches Wacholderöl mit einem Hauch von Süße über die Zunge und verbreitet ein wohliges Gefühl in der Mundhöhle. Später schmeckt es ein bisschen nach Zapfen und Wald – die Atemwege öffnen sich, Klarheit macht sich breit. Und mit seinen Mineralstoffen sorgt er auch gleich für eine erste Entsäuerung des Festbratens. Wacholder macht das Essen bekömmlicher – ist ein Magenwärmer und fördert den gesamten Verdauungsprozess. Nebenbei stärkt er die Abwehrkräfte, beseitigt Mundgeruch und regt auch noch die Nieren an.
Wacholder-Likör – zur besseren Vedauung – Zerdrücken sie 1 Handvoll Wacholderbeeren im Mörser und geben sie in ein Schraubdeckelglas. Nehmen Sie einen Zweig vom Wacholder (aus ihrem Garten – am allerbesten sind die jungen Triebspitzen im Frühjahr), zerschneiden ihn und geben Holz und Grünes mit in das Schraubdeckelglas. Eine Handvoll Kandiszucker und 700 ml Doppelkorn runden den Ansatz ab. 4 Wochen lang bei Zimmertemperatur hell stehen lassen, täglich umschütteln, danach durch einen Kaffeefilter abfiltrieren und genießen. Je länger er reifen darf, umso besser schmeckt er.
Gewürze im Essen fördern die Verdauung:
Ingwer ist scharf und wohl schmeckend, belebend und heilsam. Können Sie ihn sich in der Soße zur Gans vorstellen? Oder auch im Nachtisch?
Koriander in der Soße zur Gans oder in Gemüsegerichten.
Nelken würzen den Rotkohl.
Piment bereichert auch Fleischgerichte.
Anis macht schwere Kost leicht verdaulich. Den Nachtisch bereichert er mit seinem süßen Duft und seinem lakritzartigen Geschmack.
Zimt lässt den Nachtisch verführerisch duften.
Kardamom ist nicht nur eine aromatische Zutat für das Weihnachtsgebäck – er passt auch zu Fleischgerichten und fördert ganz allgemein die Verdauung. Kardamom gehört zu der Familie der Ingwergewächse, ist eine Pflanze der Tropen, wächst in den Bergen Sri Lankas und Südindiens, die dort sogar „Kardamom-Berge“ heißen. Wer Kardamom wie Kaugummi kaut, hat diesen belebenden Geschmack sofort und unverfälscht im Mund. Das Gewürz beruhigt und stärkt den Magen, fördert die Verdauung, vertreibt Blähungen, beseitigt Mundgeruch und wirkt obendrein wie ein Gehirntonikum, das wach und munter macht. Kardamom lindert auch Erkältungsbeschwerden.
Für einen Tee aus Kardamom zerdrücken Sie die Kardamomkapseln im Mörser, übergießen sie mit heißem Wasser und lassen zugedeckt 5 Minuten ziehen.
Für einen Gewürztee geben Sie 1 TL Kardamomsamen und eine Zimtrinde zusammen in einen Mörser und kochen die zerkleinerten Gewürze zusammen mit 1 TL frischem, klein geschnittenem Ingwer auf, lassen ihn 10 Minuten ziehen und sieben dann ab. Je nach Geschmack können Sie noch mit Honig oder Sahne verfeinern.
Pfefferminztee oder Thymiantee – helfen bei Magendrücken, Völlegefühl und Reizdarm. Sie lösen Krämpfe und beseitigt Blähungen.
Wermut-Tee bringt mit seinen Bitterstoffen Leben in die Verdauungsorgane.
Salbeiblätter, frisch gekaut, reinigen die Mundhöhle, helfen gegen Sodbrennen, unterstützen die Leber – und machen wach.
Nachtisch – einmal anders: Eine sehr bunte und wohl schmeckende Hilfe für die Verdauung ist ein Schälchen mit Anis, Kümmel und Fenchel – so wie Sie es vielleicht aus einem indischen Restaurant kennen. Mischen sie ein paar Liebesperlen oder Zuckerkügelchen darunter. So werden diese Samen mit den drei verschiedenen ätherischen Ölen und ihrem typischen Aroma gerne gekaut. Und der Bauch hat kräftige Unterstützung bei der Verdauung, Blähungen werden beseitigt. Auch Pimentkügelchen können Sie mit hinein geben. Piment riecht nach Nelken, Muskat, Pfeffer und Zimt gleichzeitig. Wenn Sie es lieber unverfälscht mögen, streuen Sie einfach eine kleine Prise pulverisierten Piment auf den Handrücken und lecken sie ab – das bringt auf direktem Weg Harmonie in den Verdauungstrakt.